Motor-Talk hat als ersten Medium die Details über die Funtion des VW Software-Updates veröffentlicht und sprach in diesem Zusammenhang mit Ingenieur Bernd Lenzen von der TU Darmstadt.
„VW vergleicht das Prinzip mit einem Smartphone, dessen Leistung sich nach einem Software-Update verbessert. Dafür setzen die Konstrukteure Erkenntnisse ein, die bei der Einführung der Motoren noch nicht verfügbar waren. „Die Offenlegung der Maßnahmen ist ein wichtiger Schritt, um Vertrauen zu den Kunden aufzubauen. Denn bisher verzichten einige Autobesitzer aus Angst auf das Update. Das kann zur Stilllegung des Fahrzeugs führen“, so Timo Friedmann.
Das Software-Update wirkst sich wie folgt auf die einzelnen Bauteile aus:
Einspritzdüsen
Der Partikelfilter, die Einspritzdüsen und das Abgasrückführungsventil werden in bestimmten Lastbereichen neu abgestimmt, der Luftmassenmesser misst künftig genauer. Der 1.6-TDI-Motor bekommt zusätzlich ein neues Bauteil, einen sogenannten Strömungsgleichrichter. Ziel aller dieser Maßnahmen ist es, eine bessere Verbrennung zu ermöglichen, damit weniger Stickoxide entstehen, ohne dass der Verbrauch steigt.
Die Einspritzdüsen sorgen dafür, dass der Diesel mit hohem Druck in den Zylinder gelangt. Dort entzündet sich das Gemisch. Im Teillastbetrieb, also wenn der Fahrer wenig Gas gibt, trifft dabei vergleichsweise wenig Diesel auf viel Luft. Dabei entstehen besonders hohe Temperaturen , die Stickstoff-Moleküle spalten sich auf und werden zu Stickoxiden. Wenn andererseits viel Diesel auf wenig Luft trifft, verbrennt der Kraftstoff nicht ganz und es entsteht Ruß.
Bisher war es so, dass die Software nur auf dem Prüfstand die Gemischbildung perfekt einstellte, so dass eine saubere Verbrennung ohne zu viele Rückstände zustande kam. Künftig spritzen die Düsen den Kraftstoff nicht auf einmal in den Zylinder, sondern nacheinander, zuerst eine große und dann eine kleine Dosis – eine Technik, die Experten Staffelaufladung nennen und die vor einigen Jahren, als der Motor EA189 entwickelt wurde, noch nicht zur Verfügung stand. Hintergrund: VW ändert die Menge des eingespritzten Diesels so, dass weniger Stickoxide entstehen. Dabei entsteht allerdings mehr Ruß. Um diesen zu verbrennen, wird nach der eigentlichen Kraftstoff-Einspritzung noch eine kleine Kraftstoffmange nachträglich eingespritzt. Diese sorgt dafür, dass der Ruß verbrennt.
Weil bei einer so veränderten Gemischbildung normalerweise auch der Verbrauch steigen würde, spritzt VW den Kraftstoff früher ein und erhöht den Druck, was die Effizienz steigert. Als Folge des Updates müssen die Einspritzdüsen sich häufiger öffnen und schließen als bisher, zudem steigt der Kraftstoffdruck. VW zufolge hat beides keine negativen Auswirkungen auf die Lebensdauer des Motors.
Abgasrückführungsventil
Das Abgasrückführungsventil (AGR-Ventil) leitet Abgase zurück in den Zylinder. Sie verbrennen zwar nicht mehr, senken aber die Temperatur im Brennraum, was ebenfalls zu weniger Stickoxiden und zu mehr Ruß führt. Eine Umprogrammierung sorgt nun dafür, dass sich das Ventil je nach Einsatz häufiger oder seltener öffnet beziehungsweise schließt. VW zufolge soll das AGR-Ventil künftig nicht häufiger öffnen, dafür aber weiter. Bernd Lenzen, Oberingenieur am Institut für Verbrennungskraftmaschinen der TU Darmstadt, hält das für den wichtigsten Teil des Updates. Eine höhere Belastung des Ventils könnte aber auf Kosten der Haltbarkeit gehen, warnt der Experte.
Weil aufgrund der veränderte Gemischbildung mehr Ruß entsteht und dieser auch durch die nachträgliche Einspritzung nicht vollständig verbrannt wird, muss der Partikelfilter sich häufiger regenerieren. Das soll jedoch weder für die Lebensdauer des Motors noch für den Verbrauch des Motors negative Folgen haben.
Strömungsgleichrichter
Der Strömungsgleichrichter, der im 1.6 TDI zusätzlich eingebaut wird, sieht aus wie ein Sieb und soll für einen stabileren Luftstrom im Ansaugtrakt sorgen, damit der Luftmassenmesser präzisere Ergebnisse liefern kann. Dadurch wiederum kann das Steuergerät Einspritzmenge und -zeitpunkt passender regeln und die Verbrennung wird sauberer. Experte Lenzen hält die Wirkung jedoch für gering.
Weltweit sind rund elf Millionen Fahrzeuge mit manipulierten Motoren verkauft worden, dabei unterscheidet VW rund 750 Motor-, Getriebe- und Ausstattungsvarianten. Bei Fahrzeugen mit AdBlue-Einspritzung steigt der Verbrauch der Harnstofflösung, VW gibt den betroffenen Kunden Gutscheine.
VW zufolge hat das Update keine negativen Folgen. Auf motortalk.de berichte Nutzer hingegen von defekten Einspritzdüsen und verstopften AGR-Ventilen. Ob das Update die Ursache war, ist jedoch nicht bewiesen. Dem Unternehmen zufolge sind 98 Prozent der Kunden mit dem Update zufrieden – das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass 50.00 Kunden nach dem Update Probleme hatten.“
Vorliegend spricht der Ingenieur vorsichtig das Problem der Haltbarkeit des AGR-Ventils an. Mir ist von diversen KfZ-Sachverständigen und Ingenieuren bekannt, dass insbesondere der Rußpartikelfilter und das AGR-Ventil aufgrund der höheren Belastung einem erhöhten Verschleiß unterliegen und somit Schaden nehmen. Bislang zeigt sich VW bei solchen Schäden nach dem Software-Update kulant. Bei Wenigfahrern treten diese Schäden aber vielleicht erst in einigen Jahren auf, da wird man vergeblich auf Kulanz hoffen und bleibt auf den nicht unerheblichen Kosten (z.B. AGR-Ventil 700 – 1.500 €) sitzen.